Als die russische Ärztin 2019 mit zwei Kindern in Deutschland ankam, war das alles andere als einfach. In Russland hatte sie als Ärztin gearbeitet und sich nie Gedanken über etwas anderes gemacht. Wie sollte es jetzt in Deutschland funktionieren? Die Zertifikate und Zeugnisse sind auf der Flucht in Polen verloren gegangen. Und in Deutschland wird schnell klar, dass sie ohne die entsprechenden Zeugnisse nicht wird als Ärztin arbeiten können.
Mit dem B1-Zertifikat in der Tasche sucht Frau A. im Juli 2020 Unterstützung bei den Arbeitsmarktmentoren von ARBEIT UND LEBEN in Leipzig. Gemeinsam werden Kompetenzen erarbeitet und überlegt, was es für eine Perspektive geben kann. Nach einem Vorstellungsgespräch bei einem Zahnarzt, der Praxisunterstützung sucht, gibt es erst eine Zusage. Dann folgt die Absage, weil aufgrund von Corona keine zusätzlichen Personen in der Praxis arbeiten sollen und auch das Patientenaufkommen im Lockdown gering ist. Außerdem macht der Zahnarzt den Arbeitsbeginn von besseren Sprachkenntnissen abhängig. Allerdings kommt auch nach bestandener B2-Prüfung kein Arbeitsvertrag mehr zustande.
Frau A. belegt einen C1-Kurs und denkt über eine Ausbildung im medizinischen Bereich nach. Die Arbeitsmarktmentorin im Leipziger Projekt unterstützt sie mit Informationen über Ausbildungsvoraussetzungen und zu individuellen Integrationsschritten. Dann findet die Mentorin ein Stellenangebot, für das Frau A. die ideale Besetzung zu sein scheint: für eine Flüchtlingsunterkunft wird Personal gesucht, das ukrainisch oder russisch spricht und medizinische Kenntnisse hat. In der Unterkunft soll eine medizinische Anlaufstelle aufgebaut werden, bei der die Geflüchteten schnell Erste Hilfe und Ansprechpartner*innen bei allen gesundheitlichen Fragen finden können.
Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt: mit Hilfe der Arbeitsmarktmentorin wird die Bewerbung vorbereitet und verschickt, Frau A. wird zum Vorstellungsgespräch eingeladen, wird gut darauf vorbereitet und hält wenig später ihren Arbeitsvertrag in Händen. Eine Vollzeitstelle, vorerst befristet, in ihrem Wunscharbeitsfeld. Sie will alles tun, um diese Chance gut zu nutzen und freut sich auf die neue Arbeit. Endlich!
Die Arbeitsmarktmentoren unterstützen bei der Suche nach einem Arbeits- oder Ausbildungsplatz.  Sie informieren über Voraussetzungen für Ausbildungen, helfen bei der Erstellung von Lebenslauf und Bewerbung und suchen gemeinsam mit den Ratsuchenden nach passenden Stellen.
Auch mit Frau A. bleiben wir in engem Kontakt, werden sie über die Probezeit hinweg begleiten und sie auf ihrem Weg in die hiesige Arbeitswelt unterstützen.

Kontakt

ARBEIT UND LEBEN Sachsen
Landesgeschäftsstelle

Egelstraße 4
04103 Leipzig