Am 19. Oktober 2020 fand in Radebeul der von ARBEIT UND LEBEN Sachsen organisierte „Sächsische Sozialpartnerdialog“ mit 40 Teilnehmenden statt. Die Fachtagung widmete sich der Personalgewinnung und -bindung im sächsischen Straßenpersonennahverkehr. An der Veranstaltung nahmen u.a. Martin Dulig, Sächsischer Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr sowie Vertreter*innen der Sozialpartner und der großen sächsischen Verkehrsunternehmen teil.

In seinem Grußwort bezifferte Frank Schott, Geschäftsführer von ARBEIT UND LEBEN Sachsen, das Ausmaß des Personalbedarfs in der Branche: „In den nächsten 10 Jahren geht etwa die Hälfte der Beschäftigten im ÖPNV in Sachsen in Rente.“ Staatsminister Martin Dulig verwies im Anschluss darauf, dass die Branche gute Löhne und gute Arbeitsbedingungen braucht, um attraktiv zu sein. In diesem Zusammenhang forderte er einen „Kulturwandel“ in Sachsen: „Eine Sozialpartnerschaft, nur wenn es Not tut, reicht nicht. Wir brauchen eine beständige Sozialpartnerschaft auf Augenhöhe“.

Einen aufschlussreichen Vortrag präsentierte Herr Prof. Peter M. Wald, Inhaber des Lehrstuhls für Personalmanagement an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig. Auch aus seiner Erfahrung als langjähriger Personalleiter heraus sensibilisierte er für das Erfordernis, die Personalrekrutierung auf die veränderten Rahmenbedingungen und Anforderungen der Zielgruppe anzupassen. Entgegen der bisweilen kursierenden Auffassung, die Personalabteilung allein wäre für die Personalbeschaffung zuständig, betonte Prof. Wald: „Recruiting ist Teamsport und Aufgabe des gesamten Unternehmens.“

Daran anknüpfend betonte Herr Dr. Michael Knoll, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum digitale Arbeit / Universität Leipzig, dass Motivation, Gesundheit und Identifikation der Mitarbeiter*innen kontinuierlich gefördert werden müssen, damit diese den Unternehmen lange Zeit erhalten bleiben. Letztlich sei dies auch immer noch die beste Werbung, um neue Mitarbeiter*innen zu gewinnen.

Auf dem Podium diskutierte Staatsminister Martin Dulig mit Mira Ball, ver.di-Bundesfachgruppenleiterin Busse und Bahnen sowie Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter*innen zu Fragen der nachhaltigen Finanzierung des sächsischen ÖPNV, der Attraktivität der Branche für aktuelle und zukünftige Mitarbeiter*innen sowie der Bedeutung und Auswirkungen zunehmender Digitalisierung.

Drei Foren boten den Teilnehmenden im Anschluss die Gelegenheit, sich in kleiner Runde gezielt mit den Inhalten auseinanderzusetzen. Unter anderem berichtete Frau Aleksandra Lewandowska, Leiterin des Projekts MADAM der Leipziger Verkehrsbetriebe, wie ein Team aus 60 Mitarbeiter*innen gemeinsam innovative Gestaltungslösungen für digital-mobile Arbeit sowohl für das Fahrpersonal als auch die Beschäftigten aus administrativen und kaufmännischen Bereichen entwickelt. In einer Toolbox sollen Erfahrungen aus dem Projekt gesammelt und anderen Unternehmen zugänglich gemacht werden.

Damit der konstruktive Austausch aus der Veranstaltung fortgesetzt und intensiviert werden kann, sind für November 2020 drei virtuelle Workshops geplant.

Die Veranstaltung fand im Rahmen des Projektes „Sächsischer Sozialpartnerdialog im öffentlichen Straßenpersonennahverkehr“ statt. Dieses wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

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