Am 1. Juni 2022 fand in Dresden der von ARBEIT UND LEBEN Sachsen organisierte „2. Sächsische ÖPNV-Branchendialog“ statt. 50 Teilnehmende besuchten die Fachtagung, die sich in Anknüpfung an die erste Auflage im Jahr 2020 dem Thema „Berufe und Arbeitswelten im Wandel“ widmete. An der Veranstaltung nahmen u.a. Thomas Kralinski, Staatssekretär im Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, Vertreter*innen der Sozialpartner sowie Betriebsräte und Personalverantwortliche aus 15 sächsischen Verkehrsunternehmen teil.

In seinem Grußwort rief der Vorsitzende des DGB-Bezirks Sachsen und 1. Vorsitzender von ARBEIT UND LEBEN Sachsen, Markus Schlimbach, dazu auf, die Weichen für den ÖPNV im Jahr 2030 heute zu stellen. Um den Herausforderungen wie Fachkräftemangel und Digitalisierung zu begegnen und gleichzeitig die Verkehrswende zu gestalten, sei „Gute Arbeit für Sachsen“ mit Tarifbindung und betrieblicher Mitbestimmung maßgebend.

Paul Schmidt, Fachbereichsleiter für öffentliche und private Dienstleistungen und Verkehr im ver.di Landesbezirk Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, bezeichnete die Vergütungssituation des sächsischen ÖPNV als „unbefriedigend“. Bereits jetzt führten Fachkräftelücken dazu, dass Taktzeiten reduziert werden.

„Ein guter ÖPNV muss uns etwas wert sein“, bestätigte Staatssekretär Thomas Kralinski. Vor dem Hintergrund sich wandelnder und neuen Berufsbilder mit steigenden Qualifikationsanforderungen verwies er zudem darauf, Fördermöglichkeiten der beruflichen Bildung in Sachsen stärker durch KMU zu nutzen sowie Aus- und Weiterbildungskooperationen im sächsischen ÖPNV weiter auszubauen. 

In seinem Vortrag forderte Michael Weber-Wernz, Geschäftsführer der Akademie des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen: „Bildung muss ein zentraler betrieblicher Unternehmenswert sein“. Bildung sei als das Anpassungswerkzeug der digitalen Transformation zu verstehen. Er plädierte dafür „mehr in Kompetenzen als nur in Abschlüssen [zu] denken und [zu] handeln.“ Die duale Berufsausbildung und die berufliche Weiterbildung müssen, so Weber-Wernz, weiter an Attraktivität gewinnen, damit Schulabgänger*innen sich wieder häufiger für eine Berufsausbildung entscheiden, Aufstiegsmöglichkeiten bestehen und Fluktuationen abnehmen. Weiterhin müssten in den nächsten Jahren aufgrund demografisch bedingter Personalabgänge intensive Bildungs- und Wissenstransfers organisiert und gestaltet werden.

Auf dem Podium diskutierten Staatssekretär Thomas Kralinski, Michael Weber-Wernz sowie Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter*innen zu Fragen aktueller und zukünftiger Aus- und Weiterbildungsbedingungen und -anforderungen. Künftig wird es verstärkt unter anderem darum gehen müssen, Anreize und Möglichkeiten zum Lernen zu schaffen, Bildungsverbünde aufzubauen und zu entwickeln, KMU intensiv hinsichtlich Fördermöglichkeiten für berufliche Bildung zu beraten, betriebliche Personalkonzepte weiterzuentwickeln und ein Fortbildungscontrolling einzuführen.

Im Anschluss referierte Prof. Dr. Bertolt Meyer in seinem Vortrag über die Chancen und Risiken von mobiler Arbeit. Für eine erfolgreiche Umsetzung seien klare und transparente betriebliche Vereinbarungen nötig. Mitarbeiter*innen sollten in den Gestaltungsprozess eingebunden werden.

Zwei Workshops boten den Teilnehmenden die Gelegenheit, sich in kleiner Runde gezielt mit ausgewählten Inhalten auseinanderzusetzen. Frau Beate Hunold von den Leipziger Verkehrsbetrieben berichtete über das nun mehr abgeschlossene Projekt MADAM (Mobile Arbeit wird digital, digitale Arbeit wird mobil). Hierbei wurden innovative Gestaltungslösungen für die digital-mobile Arbeit sowohl für das Fahrpersonal als auch für die Beschäftigten aus administrativen und kaufmännischen Bereichen entwickelt. Die Erfahrungen stehen interessierten Unternehmen kostenfrei in einem digitalen Wegweiser, einem Praxishandbuch und einem Handlungsleitfaden zur Verfügung.

Damit der konstruktive Austausch aus der Veranstaltung fortgesetzt und intensiviert werden kann, sind im zweiten Quartal des Jahres noch einige Workshops in Planung. Weiterhin werden zwei Arbeitskreise zu den Themen Gesundheit und Bildung aufgebaut.

Die Veranstaltung fand im Rahmen des Projektes „Sächsischer Sozialpartnerdialog im öffentlichen Straßenpersonennahverkehr“ statt. Dieses wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

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