In der Ernährungswirtschaft, konkret dem Handwerksbereich der Bäckereien und der Fleischereien, haben es gerade kleine und mittlere Betriebe nicht leicht, geeignete Auszubildende zu finden. Die Bewerber*innen entsprechen teilweise nicht den Vorstellungen der Betriebe, die sich aus dem Anspruch an eine Ausbildung und der Ausbildungsordnung begründen. Als Konsequenz dieser Unsicherheit wird einigen Bewerber*innen vorschnell abgesagt, ohne sich deren Motivation z.B. in einem Praktikum näher anzusehen. Am Ende verlieren beide Seiten. Das Unternehmen kann für den Fachkräftenachwuchs wichtige Ausbildungsstellen nicht besetzen und  Jugendliche mit schlechteren Noten, die jedoch hoch motiviert und praktisch veranlagt sein können, verbleiben im Berufsvorbereitungs- bzw. Berufsgrundbildungsjahr ohne Ausbildungsvergütung. Berufsgrundbildungsjahr (BGJ) und Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) bieten für Schulabgänger, die keine reguläre Lehrstelle gefunden haben, die Möglichkeit, ein staatliches Ausbildungsjahr bzw. berufsvorbereitendes Jahr auf einer Berufsschule zu absolvieren.

Saskia ist ein Beispiel solch einer Jugendlichen.  Auch ihr war der Übergang nach der Schule in eine Ausbildung aus den genannten Gründen nicht gelungen. Zum Jahresende 2020 bewarb sie sich dann aus dem BGJ heraus bei der Bäckerei & Konditorei Grunwald in Leipzig, um sich in der Bäckerei als Lebensmittelfachverkäuferin auszuprobieren. Bei Frau Grunwald erhielt Saskia die Chance für ein Praktikum, in welchem Sie sowohl im Team als auch bei Kunden gut angenommen wurde und sie auch erste Verkaufsgespräche erfolgreich führte. Nach dem Praktikum blieb die Unsicherheit bezüglich der Schulnoten: Würde Saskia den Anforderungen an eine dreijährige Ausbildung gewachsen sein? 

Mit Hilfe des Projektes Kompetenzstelle „Ausbildung 4.0 in der Ernährungswirtschaft“  von ARBEIT UND LEBEN Sachsen e.V. wurde Frau Grunwald mittels der Einstiegsqualifizierung (EQ) - die ihr bisher unbekannt war - eine Option aufgezeigt, Saskia auf eine solch anspruchsvolle Ausbildung adäquat vorzubereiten. Bei der Einstiegsqualifizierung handelt es sich um eine Art bezahltes Praktikum mit einer Dauer von 6-12 Monaten. In dieser Zeit können sich Jugendliche im Beruf ausprobieren und erste Ausbildungsinhalte erfahren. Unternehmen bietet es die Chance, ihre potenziellen Auszubildenden näher kennenzulernen.

Im Januar 2021 wurde der Vertrag zur 6-monatigen Einstiegsqualifizierung unterzeichnet, der Antrag auf Förderung nach dessen Prüfung durch die HWK zu Leipzig bei der Agentur für Arbeit gestellt. Am ersten Arbeitstag überzeugte sich das Team von ARBEIT UND LEBEN  über den erfolgreichen Start. Während der Einstiegsqualifizierung besucht Saskia auch die Berufsschule, was ihr mit dem geplanten Beginn der regulären Ausbildung ab 01. September 2021 den Start erleichtern wird.

Manchmal muss man nur einen Schritt wagen und dem Leben eine Chance geben. Mit Unterstützung von ARBEIT UND LEBEN und dem EQ-Programm hat das Unternehmen eine motivierte Bewerberin binden können und Saskia die Chance sich zu beweisen – und vom ersten Tag an ihr eigenes Geld zu verdienen. Natürlich hilft die Kompetenzstelle beiden Seiten weiterhin bei allen auftretenden Fragen und Problemen.

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ARBEIT UND LEBEN Sachsen
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