Im Rahmen des Projektes „Vielfalt erFAHREN“ wurde die Belegschaft des Unternehmens Variobus GmbH aus Leipzig geschult. Das Unternehmen besteht seit 2015 und bietet Verkehrsdienstleistungen, Services und individuelle Unterstützung im Bereich Bus-Logistik mit dem Schwerpunkt Busvermietung an. Frau Schmidt-Schüttel, Personalreferentin der Variobus GmbH, beantwortet hier im Anschluss an die Schulungen einige Fragen.

1. Was hat den Anstoß dazu gegeben beim Projekt Vielfalt erFAHREN mitzumachen? Warum haben Sie und Ihre Kolleg*innen sich entschieden an einer Interkulturellen Schulung teilzunehmen?

Aufgrund der demographischen Entwicklung und eines stetigen Bedarfes an Arbeits- und Fachkräften, insbesondere Busfahrer*innen, sind wir auf Zuwanderung und Qualifizierung angewiesen. Um diesen Bedarf zu decken, erstrecken sich unsere Recruitingaktivitäten über verschiedene Portale sowohl im In- als auch im Ausland. Da wir bereits ein multikulturelles Team sind, nutzen wir auch die persönlichen Kontakte mit und von unseren Fahrer*innen, um Interessenten zu gewinnen. Aufgrund von vielen Bewerbungen aus dem europäischen, aber auch dem außereuropäischen Raum, zeigte sich die Notwendigkeit, unser Wissen hinsichtlich der Regelungen im Zusammenhang mit der Einstellung von zugewanderten Menschen und denjenigen, die zuwandern möchten, auszubauen, um die Menschen korrekt informieren und schließlich im Unternehmen integrieren zu können. Bei den Recherchen nach geeigneten Ansprechpartnern und Unterstützern zum Aufbau eines Netzwerkes, wurde ich auf die Arbeitsmarkmentoren ARBEIT UND LEBEN Sachsen e.V. aufmerksam. Im Gespräch mit Herrn Miro Jennerjahn, Fachbereichsleiter Grundbildung und Migration/Integration, entstand die Idee einer Kooperation und der Austausch mit dem Team des Fachbereichs Politische Bildung, da das Projekt Vielfalt erFAHREN speziell auf Unternehmen im öffentlichen Nahverkehr ausgerichtet ist.

2. Was hat Ihnen besonders weitergeholfen? Gab es Aha-Momente?

Die Seminare waren individuell für unsere Fragestellungen konzipiert, sehr praxisorientiert und nah am realen Geschehen. Durch den gemeinsamen Austausch im interkulturellen Training setzten wir uns mit der Frage auseinander „Was ist Kultur“, erhielten Einblicke in die Thematik „interkulturelle Kommunikation“ und Hinweise zum Einsatz „Einfacher Sprache“. Dadurch wurde der Schleier der Betriebsblindheit durchbrochen, neue Erkenntnisse gewonnen und das Verständnis für die Situation der Zugewanderten verbessert. Das trägt in unserem Arbeitsalltag dazu bei, unseren Fahrern aufmerksamer und empathischer zu begegnen. Mein Highlight war die Beleuchtung der spezifischen Kommunikationsstile, insbesondere kontextarme und kontextreiche, sowie sach- und personenbezogene Kommunikation. Ich muss jetzt jedes Mal lächeln, wenn mir jemand in einer E-Mail zunächst vom Wetter berichtet und dann erst sein Anliegen mitteilt.

3. Welche Rolle spielt Zuwanderung im Unternehmen? Welche Herausforderungen gibt es dabei sowohl auf Seiten der bestehenden Belegschaft, der Personalebene und der Zugewanderten?

Wie in mittlerweile vielen Bereichen ist es auch im Busbetrieb so, dass es zu wenige verfügbare qualifizierte Fahrer*innen gibt. Die Herausforderungen bei der Besetzung von offenen Stellen in unserem Unternehmen bestehen zum einen darin, die bestehende Belegschaft zu halten und weitere ausgebildete Fahrer*innen zu akquirieren. Zum anderen werden interessierte Menschen sowohl in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit als auch in Eigenregie zu Busfahrer*innen ausgebildet. Dies funktioniert bei uns schon seit einigen Jahren, sodass wir mittlerweile ein multinationales Team haben, in dem wir uns gegenseitig unterstützen und gerade die sprachlichen Hürden gemeinsam, mit Händen und Füßen sowie unter Nutzung verschiedener Technik, Übersetzer und Übersetzungssoftware, zusammen gut nehmen. Auch hier haben uns die durchgeführten Seminare im Rahmen des Projektes Vielfalt erFAHREN geholfen, uns besser in die zugewanderten Menschen hineinzuversetzen und zu verstehen, welche Anforderungen diese täglich zu bewältigen haben.

4. Inwiefern konnte das Projekt Sie bei der Integration von Zugewanderten in den Betrieb unterstützen?

Ein wichtiger Punkt ist die Sensibilisierung für die Herausforderungen, denen sich zugewanderte Menschen täglich gegenübersehen. Hier können wir nun sehr viel besser agieren und auf unsere Fahrer*innen zugehen. Ein zweiter, ebenso wichtiger, Punkt sind die rechtlichen Grundlagen. Hier erhielten wir einen umfassenden Einblick in das Asyl- und Zuwanderungssystem in Deutschland sowie einen Überblick über die verschiedenen Aufenthaltstitel. Durch den aktiven Austausch zu den Themen Arbeitserlaubnis, Zusammenarbeit mit der Ausländerbehörde und den Hinweis auf weiterführende Beratungsstellen erhielten wir viele Informationen, die es uns erleichtern, unsere Bewerber zu informieren. Gemeinsam können wir verschiedene Möglichkeiten nutzen, um diese Menschen nun kurz-, mittel- oder langfristig gesehen für unser Unternehmen zu gewinnen und erfolgreich sowohl beruflich als auch persönlich zu integrieren.

5. Welche Themen zur Unterstützung der betrieblichen Demokratiekompetenz würden Sie gern noch angehen?

Ich gehe davon aus, dass wir unsere interkulturellen Kompetenzen, unter verschiedenen Schwerpunktsetzungen, in regelmäßigen Abständen stärken lassen werden. Wir sind ein multikulturelles Team und möchten dieses weiter ausbauen. Hierzu wollen wir unsere Offenheit kommunizieren und uns als Unternehmen zeigen, in dem Menschen aller Nationalitäten willkommen sind. Darüber hinaus, arbeiten wir konsequent daran, unser sehr gutes kollegiales Arbeitsklima zu erhalten und zu festigen. Weiterhin hat die erfolgreiche Integration aller neuen Kollegen und Kolleginnen in dieses Team hohe Priorität. Auch dabei wünschen wir uns fachlich fundierte Begleitung und Austausch, um den täglichen Anforderungen unseres Tätigkeitsbereiches gerecht zu werden und unsere Mitarbeiter in ihren Belangen unterstützen zu können. Wir freuen uns, dass uns das Projekt Vielfalt erFAHREN dabei unterstützen kann.


Das Projekt (s. Projektseite ►) ist Teil des Förderprogramms „Unsere Arbeit: Unsere Vielfalt. Initiative für betriebliche Demokratiekompetenz“. Dieses wird finanziert aus Mitteln des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS), koordiniert durch das BMAS und den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), sowie administriert durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF).


Kontakt

ARBEIT UND LEBEN Sachsen e. V.

Geschäftsstelle Chemnitz
Jägerstraße 8 I 09111 Chemnitz
Telefon 0371 65117-66

Bildungsstätte Leipzig
Torgauer Platz 3  I 04315 Leipzig
Telefon 0341 71005-51

 

Förderer

Das Projekt ist Teil des Förderprogramms „Unsere Arbeit: Unsere Vielfalt. Initiative für betriebliche Demokratiekompetenz“. Dieses wird finanziert aus Mitteln des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS), koordiniert durch das BMAS und den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), sowie administriert durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF).