Als Herr Reza Zahed, ein junger Geflüchteter, Anfang März 2020 zu den Arbeitsmarktmentoren Dresden bei ARBEIT UND LEBEN Sachsen kam, trafen gerade die ersten Meldungen zu Corona-Infektionen in Deutschland ein. Die Ereignisse, die später zu weitgehenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens führten, begannen sich zu überschlagen. Herr Zahed suchte eine Arbeitsstelle mit Perspektive. Aber wie sollte das unter den Corona-bedingten Einschränkungen funktionieren?
Herr Zahed stammt ursprünglich aus dem Iran. Dort hatte er nach seiner 12-jährigen Schulausbildung bereits mehrjährige Berufserfahrung als Motorradmechaniker und -verkäufer gesammelt. Nach seiner Flucht 2015 kam er nach Dresden und absolvierte verschiedene Sprach- und Integrationskurse bis zu einem guten Sprachniveau B1. Erste Berufserfahrung in Deutschland erwarb er in der Gastronomie.
Als der Arbeitsmarktmentor im Teilnehmergespräch von der Berufserfahrung im Bereich Motorrad erfuhr, keimte eine Idee auf: Warum nicht vom Zweirad zum Zweirad? In diesem Fall vom Motorrad zum Fahrrad. Die Idee wurde mit Herrn Zahed besprochen und sein Interesse an einer Arbeit als Fahrradmonteur wurde geweckt. In den vergangenen Jahren hatten die Arbeitsmarktmentoren gute Kontakte zu einem Unternehmen der Fahrradbranche in Dresden aufgebaut.
Die Fahrrad XXL Emporon GmbH & Co. KG Dresden ist ein überregional tätiges Unternehmen im Fahrradhandel und -service und gehört zur Fahrrad XXL-Gruppe mit 15 Filialen in Deutschland sowie einem eigenen Online-Angebot. Mit dem Geschäftsführer Herrn Dr. Ameli konnte trotz der zunehmenden Einschränkungen durch die Corona-Pandemie ein Kontakt hergestellt werden. Ein erster Termin für ein Bewerbungsgespräch und eine eventuelle Probearbeit im April platzten Corona-bedingt.
Für Mai 2020 konnte erneut ein Vorstellungsgespräch vereinbart werden, in dessen Ergebnis die Absicht feststand, zur Feststellung der Eignung von Herrn Zahed eine Probearbeit im Unternehmen durchzuführen. Über die Arbeitsmarktmentoren konnte in enger Zusammenarbeit mit dem Jobcenter Dresden sowie der Agentur für Arbeit Dresden sehr kurzfristig und ohne persönliche Kontakte, sondern über „Beratungen auf Distanz“ mittels Telefon und E-Mail, ein dreitägiges Praktikum im Rahmen einer „Maßnahme beim Arbeitgeber (MAG)“ erreicht werden. Auch die Gespräche und Abstimmungen zwischen dem Arbeitsmarkmentor und Herrn Zahed erfolgten „als Beratungen auf Distanz“.
Das Ergebnis der Probearbeit war sehr positiv. Herr Zahed bekam von dem Unternehmen einen unbefristeten Arbeitsvertrag angeboten und arbeitet seit Mitte Mai 2020 als Fahrradmonteur. „Viele von meinen Bekannten und Freunden mussten zu Coronazeiten in Kurzarbeit gehen oder haben sogar ihre Arbeit verloren. Ich freue mich sehr. Ich hatte das Glück, in dieser Zeit eine feste Anstellung zu finden. Die Arbeit macht mir sehr viel Spaß und die Kollegen sind sehr nett!“, sagt Herr Zahed.
Ein weiterer Projektteilnehmer, Herr Damabeh, wurde im vergangenen Jahr von den Arbeitsmarktmentoren in eine sechsmonatige Qualifizierungsmaßnahme als Zweiradmechaniker mit berufsbezogenem Sprachunterricht bei einem Bildungsträger vermittelt, die er bis Frühjahr 2020 erfolgreich absolvierte. Mit Unterstützung der Arbeitsmarktmentoren Dresden trat er Ende April 2020, auf dem bisherigen Höhepunkt der Corona-bedingten Einschränkungen des öffentlichen Lebens, einen unbefristeten Arbeitsvertrag als Zweiradmonteur an.
Insgesamt gelang es den Arbeitsmarktmentoren Dresden somit im aktuellen und im vorangegangenen Projekt bereits zwei Geflüchteten den Weg zu einer dualen Ausbildung als Zweiradmechatroniker sowie als Verkäuferin und drei Geflüchteten den Weg in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung als Fahrradmonteur bei der Fahrrad XXL Emporon GmbH & Co. KG Dresden zu ermöglichen.
Auch unter den erschwerten Corona-Bedingungen ist und bleibt das Projekt ein wichtiger Partner von Unternehmen der Region bei der Gewinnung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Den teilnehmenden Geflüchteten ebnet das Projekt durch eine intensive Betreuung in entscheidendem Maße Wege in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung oder in eine duale Berufsausbildung. Ohne eine solche sehr individuelle Unterstützung der Geflüchteten durch die Arbeitsmarktmentoren, wären diese Arbeits- und Ausbildungsaufnahmen mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zustande gekommen.
ARBEIT UND LEBEN Sachsen ist Projektträger für die Projekte Arbeitsmarktmentoren Dresden und Arbeitsmarktmentoren Leipzig im Rahmen derArbeitsmarktmentoren Sachsen.
Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts.