Die hier geschilderte Gruppenschulung fand in einer Dresdner Altenpflegeeinrichtung statt, in der Menschen aus unterschiedlichen Ländern arbeiten. Darunter befinden sich auch Beschäftigte, die Schwierigkeiten in der schriftlichen Dokumentation oder in der Kommunikation mit Bewohnern oder Angehörigen haben. Diese Gruppe ist sehr heterogen. Die individuellen Ausgangssituationen, das Vorwissen und die jeweiligen Sprach- und Schriftniveaus variieren zwischen den Beschäftigten stark. Für die Beschäftigten, die über größere Defizite verfügen, haben wir gemeinsam mit der Pflegeeinrichtung ein Grundbildungsangebot für die Pflegekräfte bzw. Pflegefachkräfte entwickelt, deren Erstsprache nicht Deutsch ist. Die Umsetzung erfolgte im Spätsommer 2020.

Im ersten Schritt erfolgte gemeinsam mit der Pflegedienstleitung die Konkretisierung der Ziele, die Eingrenzung des Teilnehmerkreises und die Planung der Umsetzung des Grundbildungsangebotes. Aufgrund der Heterogenität der Gruppe haben wir uns auf die Durchführung von zwei Kursgruppen geeinigt, in denen unterschiedliche Themenschwerpunkte gesetzt wurden und die sich hinsichtlich der Schwierigkeit der Lerninhalte unterscheiden. Ein Kurs richtete sich an Teilnehmende mit einem niedrigen schriftsprachlichen Ausgangsniveau, und zielte auf die Stärkung der grundlegenden sprachlichen Kommunikation mit den Bewohnern. Der zweite Kurs zielte auf die Stärkung der schriftlichen Dokumentation für Teilnehmende mit einem höheren Ausgangsniveau. Für beide Kursgruppen wurden jeweils 6 Termine vereinbart, die nacheinander, immer an einem festen Wochentag durchgeführt wurden.

Die für ein Grundbildungsangebot vergleichsweise geringe Anzahl an Kursterminen erforderte eine klare thematische Fokussierung auf einen Themenschwerpunkt pro Kurs. Die Teilnehmenden im Kurs mit Fokus auf die Kommunikation haben sich auf das Sprechen mit Bewohnern und das Lesen und Verstehen der schriftlichen Pflegedokumentation konzentriert. Beide Fähigkeiten sind in der täglichen Arbeit von Pflegekräften wichtig, und bedingen sich gegenseitig. Pflegekräfte müssen in der Lage sein, Informationen zum Zustand des Bewohners aus der Bewohnerakte oder dem Übergabebuch zu sammeln, d.h. Geschriebenes zu lesen und zu verstehen und ihr Handeln danach auszurichten. Sie müssen auch in der Lage sein, Beobachtungen, die sie selbst machen, mündlich an Kolleg*innen zu übermitteln oder schriftlich in den Dokumentationsunterlagen festzuhalten. Diesen alltäglichen Vorrang haben die Teilnehmenden im Kurs in Rollenspielen geübt. Dadurch konnten sie konkrete Situationen aus dem Arbeitsalltag trainieren, und sich gängige Begriffe und Formulierungen aneignen bzw. Sicherheit und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gewinnen.

Die zweite Kursgruppe konzentrierte sich auf die schriftliche Pflegedokumentation. Da die Teilnehmenden im Vergleich zum ersten Kurs über ein höheres Ausgangsniveau verfügten, waren die Lerninhalte auch etwas anspruchsvoller. Zur Vorbereitung hatte die Pflegeeinrichtung Beispiele aus der Praxis zusammengestellt (z.B. unpassende Formulierungen oder stark fehlerhafter Sätze), die die Dozentin für die Kursvorbereitung nutzen konnte. Im Kurs arbeiteten die Teilnehmenden mit den Dokumentationsunterlagen, die sie auch im Arbeitsalltag verwenden, und an fiktiven Bewohnerakten. Den Ausgangspunkt im Kurs bildeten oft konkrete Situationen, die möglichst nah an den Arbeitsalltag angelehnt sind, die individuell oder in Kleingruppen bearbeitet und dann gemeinsam ausgewertet wurden. Viele Fälle bzw. Situationen stammen von den Teilnehmenden selbst. Flankiert wurde die Arbeit an konkreten Fällen z.B. durch Übungen zum Wortschatzaufbau und zum Lesen und Verstehen, mit besonderem Fokus auf die Anforderungen der schriftlichen Pflegedokumentation. Durch dieses Vorgehen konnten die Teilnehmenden ihren Wortschatz stärken, gängige Formulierungen einüben sowie das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten stärken.

Den Schlusspunkt der beiden Kursreihen bildete eine Auswertungsrunde, in der alle Beteiligten ihr Feedback zum Kurs einbringen konnten. Die Rückmeldungen der Teilnehmenden verdeutlichten, dass das Angebot für viele konkrete Hilfen geboten hat, die sie in der täglichen Arbeit nutzen konnten.

Hintergrund:

Mit unseren Praxiseinblicken arbeitsplatzorientierte Grundbildung möchten wir anschaulich darstellen, wie niedrigschwellige Grundbildungsangebote zielgruppengerecht umgesetzt werden können und wie sie wirken.

Das hier geschilderte Gruppencoaching wurde von ARBEIT UND LEBEN Sachsen im Rahmen des Projektes BasisKomPlus umgesetzt.

Praxiseinblick #1: Grundbildung in der Großküche
Praxiseinblick #2: Von der Druckschrift zur Schreibschrift
Praxiseinblick #3: Grundbildungsmentoring in der Jugendberufshilfe

 

Förderhinweis

Dieses Vorhaben wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen W I4I 600 gefördert.